Großglockner Radmarathon 2002

Im Jahr 2002 hatte ich mich zum ersten Mal für einen Marathon vorbereitet. Ein gutes 3/4 Jahr mit ca. 4600km lag hinter mir. Und dies war auch unbedingt notwendig, um diese Distanz zu bewältigen. Eigentlich noch ein Jahr zu früh, nachdem ich erst im letzten Jahr nach langer Pause wieder mit dem Radsport begonnen hatte. Dazu kam noch, dass ich mich zwei Monate mit Schmerzen im Knie (Überlastung) herumschlagen musste und somit erst wieder im Juni konsequentes Training aufnehmen konnte. Meinen Radsportfreunden sei Dank, die mich unermüdlich motivierten (Grüße an Katharina, Achim,Thomas).

Am 05. Juli ging es dann los Richtung Österreich. Dort angekommen gab es dann am Nachmittag einen kleinen Vorgeschmack von Fusch zum Fuscher Törl. Da ich über keinerlei Alp-Erfahrung verfügte, war die Auffahrt schon ein ganz besonderes Erlebnis. Und das alles bei herrlichstem Wetter. Den größeren Respekt hatte ich allerdings vor der Abfahrt. Und das nicht ohne Grund. Gute Bremsgummis (Bremsmanöver) vor allem aber konzentriertes Abfahren sind Vorraussetzung, um zum Beispiel nicht zu stürzen oder einen Reifenplatzer - die Felgen waren an der Mautstation kochend heiß - zu bekommen. Alles verlief jedoch ohne Probleme. Der Spaß konnte also beginnen.

Marathon Höhenprofil

So langsam stellte sich dann auch ein leichtes Kribbeln in der Magengegend ein, das je näher der 07. Juli rückte an Intensität zunahm. Die Nacht zum Sonntag gut geschlafen kam dann jedoch das große Erwachen am frühen Morgen. Am Samstag Nachmittag hatte es bereits in den Alpen und rund um Mittersill heftig geregnet. Und so war es dann auch am Sonntag. Die Stimmung war dann auch dementsprechend.

Am Start in Mittersill wurde es dann auch zunehmend nasser. Die Stimmung sank auf den Nullpunkt. 6.45 Uhr ging es mit einem Starterfeld von ca. 1300 Radlern aus 13 Ländern los, Richtung Felbtauerntunnel zum ersten Zeitlimit. 7.45 Uhr angekommen erwies sich dieses Limit als kein größeres Problem. Den Felbtauerntunnel durchfahren folgte dann eine längere Abfahrt. Und die hatte es schon in sich, erschwert durch die glitschnasse Straße war hier bereits allerhöchste Vorsicht angesagt. Auf der Fahrt nach Lienz zur ersten Labe wurde das Wetter erfreulicherweise etwas besser. Ich befand mich zunächst in der zweiten relativ kleinen Gruppe, allerdings wurde das Tempo schon zu diesem Zeitpunkt ziemlich hoch gehalten und da ich vom Papier her wusste was noch auf mich zu kam, lies ich mich zurückfallen. Es dauerte dann auch nicht lange bis die nächste Gruppe aufschloss.

Strecke

Diese war dann mit ca. 30 Fahrern auch wesentlich größer und so konnte ich mir die Kräfte relativ gut einteilen. Da ich in Lienz noch genug Proviant hatte, lies ich diese Labe aus. Weiter ging es über den Iselsberg nach Heiligenblut zur Labe 2. Der Iselsberg stellte auch keine größeren Probleme dar. Wenn man relativ schnell seinen eigenen Rhythmus gefunden hat und sich nicht von überholenden Fahrern verrückt machen lässt (auch Frauen, aber mal ehrlich, wer fährt nicht denen auch gern mal hinterher), kann man einiges an Körnern sparen. Die eigenen Kräfte über eine solche Distanz richtig einzuteilen ist oberstes Gebot!

10.45 Uhr in Heiligenblut angekommen machte ich hier die erste größere Pause (ca.15 Min.), um Proviant und Flüssigkeit nachzutanken. Diese Pause hätte ich auch kürzer halten können aber ab hier und schon mit 100km/1800Hm in den Beinen ging es erst richtig zur Sache. Erschwerend kamen zu diesem Zeitpunkt zwei Faktoren hinzu. Zum Einen fing es wieder an zu regnen und zum Anderen musste man um in der Wertung zu bleiben um 13.00 Uhr am Hochtor sein. Die Auffahrt zum Hochtor war im Nachhinein betrachtet meiner Meinung nach der schwierigste Abschnitt der gesamten Tour. Noch relativ harmlos beginnend wurde es zunehmend steiler. Glitschnass und Temperaturen um 5 °C machten alles um so schwieriger. Die Baumgrenze verlassend taten sich Serpentinen auf, die einfach kein Ende zu nehmen schienen. Da gehen einem schon Gedanken durch den Kopf, die ich hier nicht näher beschreiben möchte. Wer's schon mal erlebt hat weiß wovon ich rede. 12.30 Uhr und noch kein Hochtor in Sicht. So langsam machte ich mich damit vertraut, das Zeitlimit nicht einhalten zu können und somit disqualifiziert zu werden. Aber wie eine Fata Morgana in den Alpen ;-)tauchte plötzlich im Nebel so eine kleine Röhre auf. 12.45 Uhr, das Schwierigste war erst einmal geschafft. 15 Minuten Pause und wiederholtes Auftanken von Proviant und Flüssigkeit waren jetzt unbedingt notwendig, um den letzten Abschnitt angehen zu können.

Es folgte eine relativ kurze Abfahrt und ein kurzer jedoch steiler Anstieg. Unter anderen Witterungsbedingungen hätte man diesen Anstieg vielleicht etwas verflucht, mir tat er jedoch so richtig gut. Klingt zwar etwas seltsam aber ich war total durchgefroren. Die 15 Minuten Pause am Hochtor und danach die Abfahrt, dass alles mit glitschnassen Klamotten! Am Fuscher Törl angekommen ging es dann von 2450Hm auf 800Hm bergab Richtung Bruk. Auf diesen letzten Abschnitt war ich ja bereits bestens vorbereitet. Es hilft einem ungemein wenn man wenigstens schon mal einen Teil der Strecke abgefahren ist. Und wenn's auch nur etwas zur Motivation beiträgt. Gut, gut. Mit heißen Felgen im Tal angekommen ließ sich auch endlich wieder die Sonne sehen. Jetzt war es eigentlich nur noch wichtig mit einer guten Gruppe nach Mittersill zu kommen. Wenn man die letzten zwar flachen 30km allein fahren muss, dass kann doch ganz schön zur Qual werden. Zum Glück hatten sich auch zu diesem Zeitpunkt wieder 10 Radler zusammengefunden.Das Ziel vor Augen ging es im teilweise 40er Schnitt nach Mittersill. Die Gruppe harmonierte erstklassig, so daß ich dann endlich nach 8:08:22,9 auf Platz 511 überglücklich es geschafft zu haben, im Ziel ankam.

Ergebnisse 2001 PDF Document
Ergebnisse 2002 PDF Document
Felbtauernstraße/Aufstieg ab Mittersill Iselsberg/Aufstieg aus Richtung Lienz Großglockner Hochtor/Aufstieg ab Pockhorn
Länge: 18km 7km 18km
Höhendifferenz: 850m 480m 1400m
Durchschnittl. Steigung: 5% 7% 8%
Maximale Steigung: 11% 13% 16%

An erster Stelle ein großes Lob an den Veranstalter. Nach den vielen Schwierigkeiten im Vorfeld und dem tragischem Ereignis im Jahr 2001 war der gesamte Marathon erstklassig organisiert. Laut Veranstalter leider zum letzten Mal. Seit 2003 gibt es eine neue Österreichweite Radmarathonserie als Nachfolger zum Kaiser-Alpencup. Außerdem ein Rad-Event der Extraklasse. Ein Bergzeitfahren auf der Großglockner Hochalpenstrasse, siehe Linkverzeichnis.